Nun Herr im eigenen Haus

„Eigner Herd ist Goldes wert“: Die traditionsreiche Hagelgilde war 70 Jahre auf dem Hof Altona in Sierksdorf ansässig. Doch jetzt ist der Versicherungsverein umgezogen. Das neue Domizil findet sich in Süsel, an der Straße zur Seewiese 2. Hier hat der Spezialversicherer selbst gebaut und ist damit nun erstmals in seiner mehr als 200-jährigen Geschichte Herr im eigenen Haus.

Eine solche Entscheidung kommt natürlich nicht von ungefähr. Doch nach eingehender Prüfung überwogen die positiven Aspekte bei diesem Projekt. „Zum einen ist hier in Süsel die technische Versorgung, insbesondere mit schnellem Internet besser. Dies war am bisherigen Standort aufgrund baulicher Gegebenheiten nicht zu erreichen“, erläutert Anke Weidemann, die dem Vorstand der Hagelgilde angehört, die Entscheidung für den Neubau.
„Hinzu kommt, dass es aus betriebswirtschaftlichen Gründen der Kapitalanlage natürlich für die Kunden besser ist, wenn wir ein eigenes Haus haben und keine Miete mehr zahlen müssen“, ergänzt dazu auch der Vorstandsvorsitzende Henning Pfitzner.

In dem schmucken Häuschen finden sich nun auf rund 120 m2 Fläche drei moderne Büros und ein BEsprechungsraum. Außerdem haben die Unterlagen aus mehr als 10 Umzugskartons in zwei großen Aktenlagern inzwischen Ihren Platz gefunden.

In deren metertiefen Schubladen lagern mehr als 7.000 Verträge von mehr als 3.000 Mitgliedern. Der Großteil der Versicherten kommt dabei aus dem Stammland Schleswig-Holstein. Doch auch mehr als 600 Landwirte und Agrarbetriebe aus Mecklenburg-Vorpommern verlassen sich mittlerweile auf die umfassenden, kompetenten Leistungen der Hagelgilde.

Die versicherte Fläche von insgesamt mehr als 440.000 ha ist dabei in beiden Bundesländern fast gleich groß.
„Doch in Schleswig-Holstein gibt es deutlich mehr Betriebe als in Mecklenburg-Vorpommern“, erklärt Henning Pfitzner, der zusammen mit Anke Weidemann sozusagen die „Kommandozentrale“ des fünfköpfigen Hagelgildeteams bildet.

„Die Stärke unserer kleinen Mannschaft ist, dass, wer immer uns anruft, gleich einen Entscheidungsträger am Apparat hat, der sofort beraten und helfen kann. Bei uns wird niemand erst durch verschiedene Abteilungen gereicht oder an wechselnde Ansprechpartner verwiesen. Und das wird von den Mitgliedern auch gewürdigt“, berichtet Anke Weidemann nicht ohne Stolz.

Bei der Hagelgilde weiß man, dass, wer einen Schaden hat, nicht lange auf die Schätzer warten kann. Es geht für den Betrieb um Zeit und Geld, denn 1 ha Raps oder Getreide hat einen Wert zwischen 1.500 und 2.000 €. Und wen das Wetter trifft, der muss kurzfristig wissen, wie er weiterarbeiten kann.

„Gerade in der Erntezeit muss kurzfristig alles entschieden sein. Deshalb sind wir auch am Wochenende jederzeit erreichbar. Seltsamerweise hagelt es nämlich meistens freitags oder samstags“, weiß hier Weidemann aus Erfahrung.

„Wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass die Hagelschläge nicht in ihrer Anzahl, wohl aber in ihrer Heftigkeit zunehmen“, erklärt Henning Pfitzner, in dessen Büro sich übers Jahr die Schadensfälle als Stecknadelbild auf einer großen Landkarte wiederfinden.

Ballungsräume und verschonte Regionen sind darauf gut zu erkennen. „Doch, auch das wissen wir, man kann nicht von einem Jahr auf das andere schließen. Oft gibt es über Jahre in einer Gegend keinen Schadensfall. Doch wenn dann etwas passiert, hat dies oft verheerende Folgen“, erläutert er weiter.

Mehr als 200 qualifizierte Gutachter stehen bei der Hagelgilde für die zeitnahe Ermittlung der Schadenshöhe ehrenamtlich bereit. Die bestellten Schätzer verfügen sowohl über umfangreiches Fachwissen als auch ein hohes Maß an Integrität. Für sie ist es eine moralische Verpflichtung, die Schäden neutral zu bewerten. „Hierzu bedarf es einer besonderen Vertrauensbasis, und wir sind stolz darauf, dass sich die Mitglieder auf die Schätzer voll und ganz verlassen können“, erklärt Pfitzner eine weitere Besonderheit der Traditionsreichen Versicherungsgemeinschaft.

Zurzeit sind rund 80 % der landwirtschaftlichen Flächen gegen Hagel versichert. Der Marktanteil der Hagelgilde liegt dabei in Schleswig-Holstein bei 45 %. Damit steht sie an vierter Stelle unter den Spezialversicherern in Deutschland, von denen rund ein Dutzend am Markt agieren. Die Versicherungssumme liegt heute bei mehr als 750 Mio. €.

Auch nach mehr als 200 Jahren hält die Hagelgilde an ihrer Tradition der ausschließlichen Versicherung von Hagelschäden an landwirtschaftlichen Bodenerzeugnissen fest. Zudem tritt der Versicherungsverein nach wie vor regional begrenzt auf. „Dieses Konzept macht die Qualität unserer Arbeit seit jeher aus. Deshalb werden wir auch in Zukunft daran festhalten“, versichert Pfitzner abschließend. (Quelle: Bauernblatt Schleswig-Holstein)