Im Dienst der Landwirte

Wenn sich am 28. Juni auf Gut Pronstorf Mitglieder und Gäste der Hagelgilde zu einem Fest versammeln, ist der Anlass ein eher seltenes Jubiläum: Der Versicherungs-Verein auf Gegenseitigkeit begeht sein 200-jähriges Bestehen.

Die zum Jubiläum herausgegebene Chronik gibt anschaulich Auskunft über die Geschichte. Ihre Wurzeln hat die Hagelgilde in der „Hagel-Assecuranz-Gesellschaft im Preetzer adelichen Güther-District“. Auf dem Gut Rethwisch hatten Hagelkörner am 7. August 1799 in einer Viertelstunde die gesamte Ernte vernichtet, 133 Fenster zerschlagen und Federvieh getötet. Im Jahr darauf wird erstmals der Vorschlag veröffentlicht, Hagelschaden zu versichern. Eigner und Pächter der Gegend sind von dem enormen Verluist aufgeschreckt, insbesondere die Hamburger Kaufleute, die ihre Gewinne in holsteinische Gütern angelegt hatten. Dennoch vergehen noch einmal fast 12 Jahre, bis 21 Gutsbesitzer und Pächter am 28. Juni 1811 in Segeberg die „Hagel-Assecuranz-Gesellschaft im Preetzer adelichen Güther-District“ gründen. Die Versicherung basiert auf Gegenseitigkeit, das heisst, es werden weder Vorprämien noch feste Prämien erhoben, und es wird zunächst kein Reservefonds gebildet. In seiner wechselvollen Geschichte hat der Verein, der ab 1878 als „Schleswig-Holsein-Lauenburgischer Hagel-Assecuranz-Verein“ firmiert, Höhen und Tiefen durchlebt und mehrere größere Mitgliederwechsel zu konkurrierenden Vereinen zu verkraften. Letzlich ist die Hagelgilde daraus gestärkt hervorgegangen. Mitglieder in Mecklenburg hat der Verein seit 1880. Die erneute Ausdehnung des Geschäftsbetriebes au Mecklenburg-Vorpommern nach der deutschen Wiedervereinigung führte 2002 auch zur Namensänderung in „Hagelgilde Versicherungs-Verein a.G.“

Noch immer ist die Hagelgilde Einsparten-Spezialversicherung, die ausschließlich Hagelschäden an landwirtschaftlichen Kulturen versichert. Der Anteil der Verträge liegt bei einem Verhältnis von fünf (Schleswig-Holstein / Hamburg) zu zweit (MV), während die versicherten Flächen und dieVersicherungssummen nahezu im Verhältnis 1:1 stehen. Mehr als 200 ehrenamtliche Schätzer sind im Einsatz. Vorsitzender Henning Pfitzner bildet seit 2007 mit Anke Weidemann den Vorstand. Dem zehnköpfigen Aufsichtsrat unter Vorsitz von Heinrich Först (Hoffenfeld) gehören aus MV Gerd-Heinrich Kröchert (Daberkow), Klaus Peter Dahms (Gehmkendorf) und Jochen Tralau (Hohen.Schönberg) an.

Die oberste Priorität sieht Henning Pfitzner darin, den bestmöglichen Versicherungsschutz zum günstigsten Preis anzubieten. „Dabei gilt es, die Bedürfnisse der Landwirte ebenso zu berücksichtigen wie auf die Veränderungen in Ackerbau, Züchtung und Landtechnik zu reagieren“, sagt Pfitzner und nennt als Beispiel seit 2008 angebotene zusätzliche Sturm-Versicherung für Mais. Der steigendeUmfang bei der Hagelgilde versicherter Flächen sei zudem Beweis dafür, dass der Gegenseitigskeitsgedanke, verbunden mit einem fairen Tarifsystem, schlanker Verwaltung sowie schneller objektiver Schadensbegutachtungen vor Ort, nichts an Attraktivität eingebüßt hat.


Quelle: Bauernzeitung, 25. Woche 2011